
Dies ist leider keine Spekulation, denn aktuelle Studien zeigen, dass viele Menschen tatsächlich ungesünder leben. Eine repräsentative Umfrage des Forsa-Institutes im Auftrag der Krankenkasse DAK ergab: Rund 30 Prozent der Befragten sagen von sich, während der Pandemie deutlich ungesünder zu leben. Sie empfinden mehr Stress, bewegen sich weniger und essen oft ungesünder. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Zum Beispiel in Großbritannien, hier hat eine Universität eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Das Ergebnis: Auch die Briten trieben während des Lockdowns weniger Sport, haben weniger Obst und Gemüse gegessen, dafür aber mehr Alkohol getrunken. Im Grunde sind die Ergebnisse wenig überraschend. Wer wenig rauskommt, bewegt sich wenig, kauft vermutlich weniger frische und somit gesunde Lebensmittel ein, bestellt vielleicht einmal mehr Fastfood. Zudem hatten oder haben Sportstätten wie Fitnessstudios oder Sportvereine geschlossen und es gibt weniger Möglichkeiten sportlich aktiv zu sein.
Dabei wäre es gerade in der aktuelle Corona-Pandemie umso wichtiger, gesund zu leben. Nur wer sich gesund ernährt und regelmäßig bewegt, hält sein Immunsystem intakt und bleibt körperlich leistungsfähig und seelisch belastbarer – so weit, so bekannt.
Das Problem ist nicht, dass wir das nicht wissen. Das Problem ist, wir entscheiden uns trotz besseren Wissens anders, nämlich allzu oft gegen unsere Gesundheit. Warum eigentlich? Nicht wenige Menschen verbinden ganz generell „gutes“ (bedeutet oft kalorienreiches) Essen und einen „gemütlichen“ (wenig bewegungsorientierten) Lebensstil mit Genuss – und das nicht nur, wenn die Bedingungen schwierig sind, wie das eben eine Pandemie mit sich bringt.
Es sind also nicht die äußeren Umstände allein für einen ungesunden Lebensstil und schlechtere Gesundheit verantwortlich. Es ist die generelle Lebensweise, unabhängig von der äußeren Situation, die einen maßgebenden Einfluss auf die Gesundheit hat. Und diese Lebensweise wiederum wird massiv beeinflusst von unseren individuellen Vorlieben – die Pandemie dient da nur als weitere Möglichkeit einer guten Ausrede, wenn wir uns wieder einmal für Chips und Faulenzen entschieden haben.
Motive, die einen gesunden Lebenswandel begünstigen
Das Reiss Motivation Profile® ist ein wertvolles Instrument, wenn es darum geht, die Präferenz eines Menschen, sich für einen gesunden Lebensstil zu entscheiden, einzuschätzen. Hier schauen wir insbesondere auf die Lebensmotive Essenund körperliche Aktivität. Wenn eine Person ein gering ausgeprägtes Lebensmotiv Essen kombiniert mit einem stärker ausgeprägten Lebensmotiv Körperliche Aktivität aufweist, dann wird diese Person – Pandemie hin oder her – Möglichkeiten finden, sich einer sportlichen Betätigung hinzugeben, ohne dabei beim Essen über die Stränge zu schlagen – schlicht und ergreifend, weil es ihr ohnedies Spaß macht, sich zu bewegen und weil sie glücklicherweise keinen allzu großen Appetit hat. Sie ist also gleichsam privilegiert, eine Motivkombination aufzuweisen, die einen gesunden Lebensstil intrinsisch motiviert fördert.
Was tun, wenn ich einer gesunden Lebensweise so gar nichts abgewinnen kann?
Eine Person, die eine starke Ausprägung des Lebensmotivs Essen und eine geringe Ausprägung des Lebensmotivs Körperliche Aktivität aufweist, bevorzugt hingegen einen gemütlichen (wenig bewegungsorientierten) Alltag und bringt auch noch einen herzhaften Appetit mit – ist eine ungesunde Lebensweise bei ihr dann schicksalshaft hinzunehmen?
Selbstverständlich nicht. Um hier einen kurzen Ausflug in die Kognitionspsychologie zu machen: natürlich benötigt die Person erst einmal die kognitive Einsicht und Entscheidung für einen gesünderen Lebensstil, um dann die emotionale Bereitschaft aufzubringen, die Umsetzung auch anzugehen. Was diese Einsicht anbelangt – also das individuelle „Warum“, das muss ein Mensch erst einmal für sich beantworten.
Ich kann aus persönlicher Reflexion das Buch von Manuela Macedonia: „Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke!“ sehr empfehlen, zähle ich doch selbst zu den Menschen, die sich nur sehr ungern körperlich betätigen – es aber dennoch täglich tun.
Also warum?
Für mich ist die Buchempfehlung die wunderbare Lektüre einer Gehirnforscherin, die uns anschaulich erklärt, warum eine bewegungsorientierte Lebensweise alternativlos ist. Und zwar – so Macedonia – umso mehr, je älter wir werden, denn die Leistungsfähigkeit des Gehirns nimmt im Alter ab.
Ein paar Facts dazu:
- Unser Gehirn schrumpft – ab dem 40. Lebensjahr und reduziert sein Volumen um etwa 5 Prozent pro Jahrzehnt.
- Die Auswirkungen zeigen sich unter anderem in der Verschlechterung des Arbeits-, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses sowie der räumlichen Navigationsfähigkeit.
- Eine Studie der Universität in Genua belegt aber, dass sogar Patient*innen mit Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium von regelmäßiger Bewegung profitieren. Schon ein einfacher Spaziergang konnte den Verlust kognitiver Fähigkeiten signifikant verlangsamen.
My way …
Vielleicht hat Ihnen das Gesagte geholfen, Ihr Warum zu finden, Essen und Bewegung in eine gesündere Richtung zu verschieben. Hier eröffnet Ihnen nun das Reiss Motivation Profile® einen Einblick, welche stark ausgeprägten Lebensmotive Sie befriedigen könnten, TROTZDEM Sie dabei Sport betreiben.
Haben Sie ein stark ausgeprägtes Lebensmotiv Beziehungen, kann es Ihnen helfen, mit einer Freundin oder einem Freund gemeinsam Sport zu betreiben. Man kann sich übrigens auch per Zoom zum gemeinsamen Sport verabreden.
Mit einem stark ausgeprägten Lebensmotiv Familie lässt sich vielleicht eine Sportart finden, die der ganzen Familie Spaß macht (Ballsportarten wie Tennis, Badminton etc.).
Haben Sie ein stark ausgeprägtes Lebensmotiv Neugier, kann ich empfehlen, beim Sportausüben ein Hörbuch zu genießen.
Menschen mit einem stark ausgeprägten Lebensmotiv Ordnung werden vermutlich eine hohe Disziplin mitbringen, sich zu täglichen Sporteinheiten aufzuraffen. Noch dazu finden ordnungsaffine Menschen mit ihrem Hang Zeitpläne zu erstellen, eine gute Gelegenheit, sich einen Fixtermin einzubuchen.
Wenn Sie den Wettkampf (stark ausgeprägtes Lebensmotiv Rache) mögen, setzen Sie sich Ziele, die Sie anspornen. Fitnessapps, die Ihre Fortschritte messen, unterstützen Sie dabei und spornen Sie an.
Allen, die gar nichts finden können, was sie zu mehr Bewegung motiviert, hilft es vielleicht, mitzugeben, dass eine halbe Stunde Spazierengehen am Tag bereits Wunder wirkt. Kleine, verdauliche, aber tägliche Häppchen könnten ein Anfang sein. Und wenn das alles nichts hilft, dann legen Sie sich vielleicht doch einen Hund zu…