„Schau doch mal wie viel Geld wir uns sparen würden, wenn wir eine gemeinsame Wohnung hätten. Miete, Strom, Internet und so weiter – von jedem müsstest du nur noch die Hälfte zahlen. Außerdem könnten wir dann unsere Beziehung auf die nächste Stufe heben, schließlich sind wir keine Teenager mehr und müssen an die Zukunft denken. Und wir könnten dann auch Entscheidungen gemeinsam treffen und zusammen an unserem Zuhause arbeiten.“ Die Argumente prasseln wie eine Gewehrsalve auf Jana ein. Malte versucht alles Menschenmögliche, sie vom Zusammenziehen zu überzeugen. Doch nichts wirkt.
„Du erdrückst mich. Es reicht! Ich brauche meine Freiheit und könnte jetzt mindestens genauso viel anführen, was gegen eine gemeinsame Wohnung spricht. Wie soll ich da zum Beispiel meinen unkonventionellen Einrichtungsstil voll ausleben können? Und wenn wir ständig aufeinander hocken, dann gibt es doch nur Streit. Ich verstehe einfach nicht, warum du es mit dem Zusammenziehen so eilig hast, es ist doch gut so wie es ist.“
Immer wieder kommt es die letzten Wochen zu solchen Diskussionen – und als Jana nach drei weiteren Monaten noch immer nicht bereit ist, beginnt Malte ernsthaft an der Beziehung zu zweifeln.
„Bin ich dir überhaupt wichtig?“
Bei Malte war es damals Liebe auf den ersten Blick. Seit den ersten Treffen würde er am liebsten jede freie Minute mit Jana verbringen. Es ist ihm leichtgefallen, sich schon nach kurzer Zeit emotional an seine Partnerin zu binden – er erzählt ihr einfach alles und wünscht sich das auch von Jana. Sie hingegen hatte so ihre Anlaufschwierigkeiten mit der Beziehung, wollte es langsam angehen lassen. Zu viel Zeit miteinander zu verbringen, empfindet sie oft einengend und es fällt ihr schwer, Gedanken und Gefühle mit anderen zu teilen.
Nachdem Jana und Malte einen schönen Tag miteinander verbracht haben, kommt es abends zur Explosion, die alles verändert.
„Am Wochenende möchte ich gerne mit meinen Freundinnen ins Kino und dann habe ich mir überlegt, dass ich ein paar Tage Auszeit brauche, weshalb ich ein Zimmer in einem Wellnesshotel gebucht habe.“
„Das klingt super, ich freue mich schon auf Massagen und Sauna.“ Malte packt gedanklich bereits seinen Koffer und kann es kaum erwarten, seine Freundin ganz für sich zu haben.
„Hmm … es ist so: Ich wollte da ganz für mich allein sein.“
„Allein sein“ hört sich für Malte an wie ein Schimpfwort. „Bin ich dir überhaupt wichtig? Wenn du so viel Freiraum brauchst, dann solltest du wahrscheinlich gar keine Beziehung haben“, bricht es mit voller Wut aus ihm heraus.
Danach herrscht Funkstille …
Getrennte Wege oder gemeinsame Wohnung?
Jana will Malte nicht verlieren und wünscht sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm. Sie möchte an sich arbeiten und sucht im Internet nach Beziehungstipps und Ratschlägen. Auch Malte bereut seine Worte und spricht mit seinem Arbeitskollegen über die verfahrene Situation. Ein paar Tage später ruft er an.
„Es tut mir wirklich leid, was ich letztens gesagt habe. Ich möchte mich nicht mit dir streiten, sondern einen gemeinsamen Weg finden.“
„Mir tut es auch leid. Ich bin gerne mit dir zusammen und freue mich auf unsere Zukunft, doch es fällt mir schwer, dass ich dadurch meine Freiheit ein Stück weit verliere. Jetzt kann ich dir auch genau sagen, woran das liegt.“
„Ok, und woran liegt es? Ich weiß jetzt übrigens auch, warum wir da so unterschiedlich sind …“
„Also, hör zu“, legt Jana los „Ich habe in einem Forum für Beziehungen gelesen, dass dort jemand das sogenannte Reiss Motivation Profile® genutzt hat. Das ist ein Persönlichkeitstest, der dir zeigt, was dir im Leben wichtig ist und welche grundlegenden Bedürfnisse du hast.“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst“, unterbricht Malte sie. „Mein Arbeitskollege hat mir auch davon erzählt und gesagt, dass ihm das geholfen hat, seine Ehe zu retten.“
Beide müssen lachen und sind sich einig, sich am nächsten Tag zu treffen, um ihre Ergebnisse aus den 128 Fragen des Tests zu vergleichen. Beide haben es bereits geahnt: Geht es um das Lebensmotiv Unabhängigkeit, ticken sie komplett unterschiedlich.
Happy beginning – mit Verständnis zu einer besseren Beziehung
Nachdem Jana und Malte jetzt wissen, was dem anderen wichtig ist, ist es für sie leichter, einander besser zu verstehen. Sie haben an ihrer Kommunikation gearbeitet und mehr Empathie für die Bedürfnisse des anderen entwickelt. Malte lässt Jana ihre Freiräume, während sie sich emotional mehr auf ihn und die Beziehung einlässt. Beim Abendessen kommt dann die große Überraschung: „Jetzt bin ich mir sicher, dass ich bereit bin, den nächsten Schritt zu gehen. Möchtest du mit mir zusammenziehen?“, fragt Jana lächelnd. „Nichts lieber als das – und jetzt feiern wir unser happy beginning.“