
von Maximilian Koch
Individuelles Verhalten verändert sich
Das individuelle Verhalten stellt eine Kombination aus der individuellen Persönlichkeit und den aktuellen Rahmenbedingungen dar. Hinzu kommt der Aspekt, wie der aktuelle Kontext von einer Person wahrgenommen und bewertet wird. Diese Kombination führt für jeden von uns zu einem bestimmten Verhalten und individuellen Verhaltensausprägungen. Um diese zu analysieren bedarf es zweier Beobachtungen: Die Reflexion der Persönlichkeit, die mithilfe des RMP detailgetreu abgebildet werden kann und die individuelle Bewertung der aktuellen Umweltfaktoren.
Verhaltensausprägungen in der Krise
Wie kommt es, dass Menschen plötzlich mit einem riesigen Vorrat an Toilettenpapier nach Hause kommen? Warum begeben sich manche von uns derzeit in vollkommene Isolation und warum treffen sich wiederum andere, trotz Kontaktsperre, mit ihren Freunden im Park? Warum nutzen einige die Zeit, um ihr Haus einem übertriebenen Frühjahrsputz zu unterziehen, obwohl es doch sicher sinnstiftendere Dinge gibt, die wir tun können?
In jedem Fall ist es so, dass Handeln immer Sinn macht für den Handelnden. Dies bedeutet nicht, dass die Sinnhaftigkeit des Verhaltens von anderen Personen klar nachvollzogen werden kann und gewürdigt wird, sondern es führt in Zeiten erhöhten Stresses eher dazu, anderes Verhalten falsch zu interpretieren, nämlich durch die Reflexion der eigenen Sichtweise und Wahrnehmung. Je nach Persönlichkeit führt dies nicht nur zu ratlosem Kopfschütteln, sondern sogar zu aggressivem Verhalten.
Motive verstärken sich in Stresssituationen
Ein Motiv, das gerade in diesen Zeiten besondere Beachtung findet, ist das Motiv Ruhe. Es zeigt uns, wie stressrobust Menschen sind und wie sehr sie kritische Situationen als Gefahr wahrnehmen oder mit den damit verbundenen Risiken eher locker umgehen. Je niedriger dieses Motiv ausgeprägt ist, desto weniger Schwierigkeiten werden Menschen generell mit der aktuellen Situation haben. Je größer die Ausprägung, desto mehr zeigen sich Stress und Angst. Und dies hat natürlich eine Auswirkung auf unser alltägliches Verhalten.
Als weiteres Beispiel dient das Motiv Beziehungen. Ist dieser Wert bei einer Person eher gering ausgeprägt, sollte diese sich in Zeiten der Krise eher weniger betroffen fühlen, als eine Person, die einen hohen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legt. Menschen, die sich durch ein hoch ausgeprägtes Motiv Sparen auszeichnen, werden die Zeit nutzen, um sich mit Vorräten einzudecken. Diese Liste ließe sich mit allen weiteren Lebensmotiven erweitern.
Fazit
Wir fühlen uns besser und glücklicher, wenn wir unsere stark ausgeprägten Motive ausleben können. Die momentane Situation wird wahrscheinlich dazu führen, dass die intensivsten Motive einzelner Personen verstärkt werden. Das RMP hilft uns zu verstehen, warum es Menschen gibt, die mit der Corona-Krise sehr gut umgehen können und wiederum welche, die in dieser Situation unter Druck geraten.
Wie auch immer es um Sie stehen mag: Versuchen Sie den Live-Kontakt mit anderen Personen weitestgehend zu vermeiden, bleiben Sie zu Hause und verzichten Sie auf Outdoor-Aktivitäten und last but not least: Händewaschen nicht vergessen!