
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Die Jahre ziehen ins Land. Gabriel fährt mehrmals im Jahr in die Berge, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Aber auch in den gemeinsamen Urlauben passiert es immer öfter, dass Etta mit den Kindern alleine das Programm bestreitet, während Gabriel überglücklich seinen Hobbys nachgeht. Etta fällt es immer schwerer, sich mit ihrem Mann über seine Gipfelbesteigungen zu freuen. Sie wird immer stiller, bis eines Tages alles aus ihr herausbricht.
Wieder einmal ist es deutlich später geworden als geplant. Die Kinder schlafen bereits und während Gabriel völlig beseelt die Ferienwohnung betritt, kocht Etta innerlich. Der arme Kerl weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als das Donnerwetter losbricht.
„Na, standen mal wieder ein paar Gipfel auf dem Rückweg im Weg?“, startet Etta.
„Oh ja“, strahlt Gabriel. „Was ein toller Tag. Morgen mache ich mal Pause – bin völlig im Eimer – und übermorgen geht’s dann wieder los. Mich grinst da so ein 3000er an.“
„Du weißt aber schon, dass deine Familie auch noch hier ist. Ich erinnere mich noch allzu gut, wie du mich angebettelt hast, dass wir Kinder bekommen. Dies sei dein Sinn im Leben, etwas weiterzugeben. Und was ist daraus geworden? Ständig fährst du allein in den Urlaub und wenn wir mal gemeinsam hier sind, sehen wir dich quasi auch nie und wenn, dann bist du k.o.“
„Mensch Etta, jetzt stell dich doch nicht so an. Freu dich lieber mit mir, was ich für tolle Sachen mache. Und überhaupt, was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“
„In meinen Augen beißt sich das. Wenn ich kleine Kinder habe, muss ich meinen persönlichen Drang nach Freiheit nun mal zurückschrauben. Wir sind jetzt ein Team und keine Einzelgänger mehr. Ich finde das komplett egoistisch von dir. Und noch was, das war der letzte Urlaub gemeinsam. Ich mache das nicht mehr mit, immer hoffen, dass sich was ändert!“
Gabriel ist völlig entsetzt. „Etta, bitte, was ist denn das Problem, wenn ich meine Wünsche umsetze? Wir leben schließlich nur einmal.“
Aber Etta hat bereits den Raum verlassen.
Jeder ist, wie er ist
Einige Tage später auf der Heimfahrt, herrscht immer noch Stille. Im Radio läuft ein Interview. Der Gast erzählt: „Ich bin so froh, dass dieser Test unsere Beziehung gerettet hat.“ und „Erst konnte ich es gar nicht glauben, doch jetzt verstehe ich viel besser, was ich brauche und was meiner Partnerin wichtig ist.“ Etta und Gabriel schauen sich an und stellen die Lautstärke hoch. In dem Beitrag geht es um das Reiss Motivation Profile®, einen Persönlichkeitstest, der 16 Motive beleuchtet, die alle Menschen in unterschiedlicher Art und Weise in sich tragen. Dieser Test ließe sich ganz leicht per App durchführen und die Ergebnisse würden den meisten Menschen die Augen öffnen.
Nach dem Beitrag machen sie das Radio aus und beschließen, am nächsten Tag diesen Test zu machen. Sie wollen schauen, ob er auch ihnen helfen kann, das Kriegsbeil zu begraben. Und tatsächlich, nachdem sie ihre unterschiedlichen Profile durchgehen, stellen sie fest, dass sie in den meisten der 16 Lebensmotive eine hohe Übereinstimmung haben – außer im Bereich der Unabhängigkeit, dort liegen sie weit auseinander.
Etta ist erstaunt, dass sich „Familienmensch“ und eine stark ausgeprägtes Lebensmotiv Unabhängigkeit nicht widersprechen. Um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, studieren sie ausführlich die Homepage und kaufen sich das „Handbuch – The Reiss Motivation Profile®“. Sie planen direkt ihren nächsten Urlaub, in welchem sie die vereinbarten Kompromisse ausprobieren möchten. Denn: Was gibt es Schöneres als die eigene kleine Familie.